Organisation der Stationsarbeit

Im Gegensatz zu den Faktoren, die wir alleine steuern können, wie bspw. für ausreichend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung zu sorgen, müssen bei der Stationsarbeit unterschiedliche Interessensgruppen berücksichtigt werden. Eine gute Organisation der Stationsarbeit ist gerade in stressigen Zeiten essenziell. Es gibt verschiedene Ansätze, wie sich die unterschiedlichen Anforderungen und Bedürfnisse des medizinischen Fachpersonals und der Patientinnen und Patienten vereinbaren lassen und dadurch das eigene mentale Wohlbefinden positiv unterstützt werden kann. Folgende Ideen haben wir aus der Praxis zusammengetragen.

Strukturierte Übergaben zwischen den Schichten

Damit keine wesentlichen Informationen verpasst werden im Austausch, eignet es sich die Übergaben nach einem bestimmten Schema zu strukturieren. In einer Klinik hat sich die folgende Struktur bewährt, seither gehen viel weniger Informationen verloren: Name, Alter, Diagnose, akute Probleme, danach Neurologie (Bewusstseinszustand, Schmerzen), Pulmo (Sauerstoff, Beatmungssituation), Cardio (Herzfrequenz, Rhythmus, Blutdruck), Gastroenterologisch (Ernährung, Abführen), Nephro (Ausscheidung, Bilanz), Infektio (Temperatur, Antibiotika), Gerinnung (Blutungszeichen, Antikoagulantien), Ethik (Patientenverfügung, Reanimation, Intubation).

Bei Schichtübergaben ist es auch von Vorteil, wenn nicht nur das Befinden der Patient:innen besprochen wird, sondern kurz auch jede Pflegekraft sagt, wie sie gerade den Dienst beendet oder beginnt. Falls die Zeit knapp ist, langt es ggf. auch ein „1-Adjektiv-Blitzlicht“ zu machen oder das eigene Befinden über thumb up/down bzw. eine Geste/Körperhaltung bewusst auszudrücken. Das kann zu einer Entlastung sorgen, da man weiß, auf was man sich z.B. in der Zusammenarbeit einstellen kann. Auch helfen solche Rituale auch, um im Team gemeinsames „Innehalten“ zu üben und immer wieder die Haltung zu untermauern: „Damit wir anderen gut helfen können, müssen wir auch auf uns achten“.

Kurz-Treffen im Team „Huddle“

„Ziel ist es, den Informationsfluss zu verbessern und Ruhe auf die Station reinzubringen und dass man nicht dauernd irgendjemandem hinterher rennen muss…“
– Markus, Intensivpfleger, 45 Jahre

Angelehnt an die Versammlungen der Spieler:innen im American Football vor Spielbeginn, auch „Huddle“ genannt, hat es auch auf Station eine positive Wirkung, regelmäßig die „Köpfe zusammenzustecken“ und die Tagesanforderungen, verfügbaren Kapazitäten und etwaige Besonderheiten zu besprechen. Regelmäßige, kurze Teammeetings verbessern den Informationsfluss und fördern das Gefühl der Teamzugehörigkeit. Um die Meetings gut strukturieren zu können, nehmen neben dem Pflegeteam auch Ärzt:innen, Physiotherapeut:innen etc., kurz gesagt, alle diensthabenden Teammitglieder, teil. Wichtig ist hierbei, pro Schicht fixe Zeitpunkte zu vereinbaren und diese verbindlich einzuhalten.

 Nach einer kurzen Begrüßung werden die personellen Ressourcen besprochen. Wer arbeitet in der heutigen Schicht mit? Muss ein personeller Ausfall ausgeglichen werden? Anschließend werden stationsspezifische Themen, wie bspw. die Bettenbelegung oder besonders dringende Patientenanliegen, besprochen. Zudem ermöglichen Huddles eine kurze Begegnung der KollegInnen auf zwischenmenschlicher Ebene, die in der Hektik des Alltags ansonsten oftmals ausbleibt. In der Regel dauert ein Huddle ca. 5 Minuten und ist damit ein effizientes Mittel, um sich innerhalb einer Schicht auf Station kurz abzustimmen.

Organisation der Visite: Nutzung einer Patiententafel und Einbezug der Pflegekräfte

„Das war gerade den jungen Mitarbeitern sehr wichtig, dass sie gehört werden, denn wir stehen ja acht Stunden am Patienten und haben viele Dinge beizutragen. Das hat früher nicht so interessiert, jetzt wird es wahrgenommen und wird als gut wahrgenommen.“
– Petra, Intensivpflegerin, 35 Jahre

 Visiten gehören zum Alltagsgeschäft auf Station. Werden hierbei die Pflegekräfte miteinbezogen, wird neben der Kommunikation relevanter Informationen auch die Wertschätzung gegenüber den Teammitgliedern gefördert. Das Anbringen einer Tafel pro Patient:in im Patientenzimmer gestaltet die täglichen Visiten übersichtlicher und erleichtert die maßgeschneiderte Behandlung. Auf der Tafel werden die Namen der betreuenden Pflegekräfte sowie zuständigen Ärzt:innen täglich aktualisiert sowie die aktuellen Wünsche und Termine der Patient:innen notiert.

 

Abschalten auf Station: Einrichtung eines Pausenraums

„Neben dem Tisch, an dem wir Pause gemacht haben und gegessen haben, stand das Regal mit den Leichensäcken.“
– Thomas, Pflegefachkraft, 53 Jahre

Eine Vielzahl an Studien belegt, dass regelmäßige Pausen die Arbeitsleistung steigern und es für unsere Konzentration nicht möglich ist, 8 Stunden dieselbe Höchstleistung zu erbringen. Jedoch ist es auf Station selten möglich, die Beine an der frischen Luft zu vertreten. Daher ist es hilfreich, wenn man einen Erholungsraum in der Nähe der Station hat. Beispielsweise kann der Raum mit einer Liege oder einem gemütlichen Sessel ausgestattet sein, um auch den Beinen und Füßen einmal eine Pause zu gönnen. Pflanzen versorgen uns mit sauerstoffreicher Luft und sorgen für eine Wohlfühl-Atmosphäre. Zusätzlich können noch Getränke, wie Tee und Wasser, und ein kleiner Obstkorb bereitgestellt werden. Solch ein Raum würde sich auch sehr gut für die Durchführung von kurzen Übungen zur Achtsamkeit eignen.

Neben den beschriebenen Möglichkeiten, die Stationsarbeit zu organisieren, kommt es aber auch immer auf die passende Kommunikation im Team und im Krankenhaus an.