Informationen zu Burnout
„Wir haben im Team eine Stationstagung zum Thema Stress gemacht, da es immer wieder vorkam, dass jemand überfordert war und auf Station weinte. Bei der Tagung haben wir einen Burnout Fragebogen ausgefüllt. Was mich überrascht hat, war, dass wir alle die Kriterien erfüllt haben. Wir saßen alle im gleichen Boot, nur hat man es manchen mehr angesehen.“
– Jürgen, Facharzt für Anästhesiologie, Zusatzbezeichnungen Intensivmedizin und Notfallmedizin, 43 Jahre
Was versteht man unter Burnout?
Die wissenschaftliche Forschung hat zahlreiche Ansätze entwickelt, um den Begriff Burnout zu definieren. Dennoch existiert bis heute keine allgemein anerkannte Definition; es gibt lediglich verschiedene Annäherungen (Elsässer & Sauer, 2013).
Für diesen Kontext stützen wir uns auf folgende Definition:
„Burnout ist ein anhaltender, negativer, arbeitsbezogener seelischer Zustand ‚normaler‘ Individuen. Er ist vor allem durch Erschöpfung geprägt, die von Unruhe und Anspannung begleitet wird. Hinzu kommen ein Gefühl verminderter Wirksamkeit, nachlassende Motivation sowie die Entwicklung dysfunktionaler Einstellungen und Verhaltensweisen am Arbeitsplatz“ (Schaufeli & Enzmann, 1998, S. 36, zitiert nach Burisch, 2006, S. 19).

Eine wachsende Herausforderung in der Arbeitswelt
Burnout ist ein ernstzunehmendes Phänomen, das in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von Burnout hat sich innerhalb von zehn Jahren mehr als vervierfacht (Statista, 2021). Allein im Jahr 2019 wurden in Deutschland etwa 185.000 Burnout-Fälle bei gesetzlich krankenversicherten Beschäftigten registriert, die zu 4,3 Millionen Fehltagen führten (Statista, 2019). Dies verursacht erhebliche wirtschaftliche Kosten: Pro psychisch erkranktem Mitarbeitenden entstehen durchschnittlich 7.705 € jährlich(Mademann, 2021).
Besonders betroffen: Soziale Berufe und „High-Touch“-Berufe
Eine aktuelle Studie zeigt, dass vor allem soziale Berufe eine erhöhte Zahl an psychischen Erkrankungen aufweisen (Badura et al., 2021; Bothe, 2022). Insbesondere Angehörige sogenannter „High-Touch“-Berufe, bei denen intensive zwischenmenschliche Interaktionen im Fokus stehen, sind gefährdet. Diese Berufsgruppen – etwa Pflegekräfte, Lehrer oder Sozialarbeiter – investieren viel emotionale Energie in ihre Arbeit. Da ihr Erfolg oft direkt mit ihrem emotionalen Engagement verknüpft ist, sind sie besonders anfällig für affektive Erschöpfung.
Burnout ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern betrifft die gesamte Gesellschaft – von den Betroffenen selbst über Arbeitgeber bis hin zum Gesundheitssystem. Ein frühzeitiges Erkennen und gezielte Prävention sind daher unerlässlich.
Quellen:
- Badura, B., Ducki, A., Schröder, H. & Meyer, M. (2021). Fehlzeiten-Report 2021. Betriebliche Prävention stärken – Lehren aus der Pandemie. Berlin: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-63722-7
- Bothe, C. (2022, 28. November). Wenn Arbeit krank macht. F.A.Z.. Verfügbar unter: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/schneller-schlau/burn-out-und-depressionen-wenn-die-arbeit-krank-macht-18485260.html?GEPC=s9
- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (2018). Psychische Erkrankungen in Deutschland: Schwerpunkt Versorgung. Verfügbar unter: https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/f80fb3f112b4eda48f6c5f3c68d23632a03ba599/DGPPN_Dossier%20web.pdf
- Elsässer, J. & Sauer, K. E. (2013). Burnout in sozialen Berufen. Öffentliche Wahrnehmung, persönliche Betroffenheit, professioneller Umgang. Herbolzheim: Centaurus. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-851-1
- Mademann, M. (2021). Psychische Belastungen am Arbeitsplatz. Stresssymptome frühzeitig erkennen. Verfügbar unter: https://mittelstandsschutz.de/magazin/symptome-psychischer-belastung/