Spirituelles
Wer dem Tod begegnet, begegnet dem Leben noch einmal ganz anders.
Diese Erfahrung macht demütig, achtsam und dankbar. Für das Leben. Für die Begegnung. Für den Moment.
„Ich hatte mal eine Patientin, die war über 80. Sie kam zu uns mit Covid auf Intensiv, hat sich sehr schnell respiratorisch verschlechtert, aber sie wollte kein künstliches Koma, keine Intubation. Alles das war nicht gewünscht. Sie war im Kopf sehr klar. Sie war ansonsten stabil aber sie konnte kaum atmen. Die Lungen waren 100% betroffen und sowas habe ich noch nie erlebt, dass jemand einfach… Aber sie war noch wach. Und wach zu sterben, das ist schwierig. Wir müssen (von unserer Seite aus) alles machen, (damit) man leichter sterben (kann). Also ein bisschen sedieren, ein bisschen Morphin… aber wenn die Leute das auch nicht wünschen… Was kann man machen? Nur dabeisitzen und das wars. Das ist schwierig. Und sie hat schon lang gebraucht bis sie dann verstorben war. Das habe ich vorher nie gesehen. (…) Ich war die Letzte, die Einzige, die bei ihr war. Es durfte ja keiner rein, … das war schwierig. Und andererseits hast du noch Patienten, die noch leben, die noch kämpfen, und da musst du noch was machen. Du kannst nicht einfach (danach) sitzen bleiben. Andere Patienten müssen auch noch versorgt werden. Dieses Dazwischen, wenn du da noch helfen kannst, andere hast, die auf Hilfe bestehen. Das ist auch (schwer).“
– Aniana, Intensivpflegerin, 34 Jahre

Spiritualität ist nicht auf Glauben und Kirche beschränkt, sondern umfasst Vieles mehr.
Spiritus heißt übersetzt „Geist“, es geht um Erfahrungen und Bewusstseinsebenen, die sich nicht auf das Weltliche oder Materielle beziehen. Die Auseinandersetzung mit Tod und Sterben von Patient:innen, und letztlich auch mit der eigenen Endlichkeit und der Bedeutung der eigenen Existenz sind ebenfalls spirituelle Begegnungen. Sie können mit sich selber, mit anderen Menschen (z.B. Seelsorgern), in einer Zwiesprache mit Gott, einer spirituellen Kraft oder aber in der Natur erlebt werden.
Spiritualität in der Pflege heißt, den Menschen in seiner Ganzheit zu sehen: mit Körper, Geist und Seele. Gerade in Momenten von Krankheit, Abschied oder dem nahenden Lebensende kann es tröstlich sein, wenn jemand nicht nur pflegt, sondern einfach da ist – mit Achtsamkeit, mitfühlendem Zuhören oder einem stillen Moment des Innehaltens.
Manchmal sind Begegnungen, wie die oben Beschriebene, bei den Betroffenen noch lange am Nachklingen, werden vielleicht nie mehr vergessen.
Wir achten und respektieren die spirituellen und religiösen Bedürfnisse jedes einzelnen Menschen – unabhängig von Weltanschauung oder Glauben. Ob ein Gespräch, ein Gebet, ein Symbol oder einfach ein ruhiger Moment: Wir schaffen Raum für das, was im Innersten trägt.
Für Pflegekräfte bedeutet das auch:
Immer wieder Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten, verändert. Es führt uns zu den existenziellen Fragen des Lebens – und oft auch zu unserer eigenen Spiritualität.
Links zum Them verfügbar unter: https://www.covid-spiritualcare.com/