Kommunikation im Team
Kommunikation in der Pflege: Mehr als Worte
Pflege ist Beziehungsarbeit – Tag für Tag.
Ob mit Patient:innen, Angehörigen oder im Team: Ohne Kommunikation läuft nichts.
Mal ist es nur eine kurze Rückfrage, mal ein klarer Hinweis, mal ein wertschätzendes Lob oder auch ein deutliches „Stopp“.

Gerade in stressigen oder emotional herausfordernden Situationen ist es entscheidend, dass Kommunikation klar, effektiv und gleichzeitig menschlich bleibt.
Doch was, wenn das Gesagte nicht so ankommt, wie es gemeint war?
Und was bedeutet eigentlich „richtig kommunizieren“?
Um das zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun.
Denn: Hinter jeder Aussage steckt mehr, als wir auf den ersten Blick hören.
Jede Äußerung enthält vier Ebenen gleichzeitig:
🗣 Sachinhalt: Worüber informiere ich?
🙋🏻♀️ Selbstoffenbarung: Was gebe ich von mir preis?
🤝🏻 Beziehungsebene: Wie stehen wir zueinander?
👉🏻Appell: Was will ich erreichen oder bewirken?

Kommunikation braucht immer zwei: eine sendende und eine empfangende Person.
Was oft wie eine einfache Aussage wirkt, enthält tatsächlich mehrere Ebenen und kann ganz unterschiedlich wahrgenommen werden.
📣 Das 4-Ohren-Modell (nach Schulz von Thun)
Jede Botschaft besteht aus vier Ebenen:
Sachinhalt – Was ich sage (Fakten, Daten, Informationen)
Selbstoffenbarung – Was ich über mich preisgebe (z. B. Stress, Unsicherheit)
Beziehungsebene – Was ich über unsere Beziehung ausdrücke (z. B. Nähe, Distanz)
Appell – Was ich beim Gegenüber bewirken will (z. B. Bitte, Wunsch, Kritik)
🧠 Kommunikation ist Interpretation
Obwohl im Berufsalltag oft die Sachebene im Vordergrund steht, spielen auch Tonfall, Gestik, Mimik und Kontext eine große Rolle.
Eine Aussage kann – je nach Empfänger:in – als wertschätzend, verunsichernd oder fordernd empfunden werden.
Deshalb ist es wichtig, nicht nur auf das Gesagte, sondern auch auf das Gemeinte zu achten.
Ein kurzer Realitätscheck kann helfen:
„Soll ich das übernehmen – oder war das eher ein Vorschlag für dich?
🏥 Im Pflegealltag besonders wichtig:
Raum für Klarheit schaffen
Rückfragen stellen statt vorschnell interpretieren
Nicht nur sprechen, sondern auch hinhören
Gute Kommunikation ist keine Selbstverständlichkeit, sie ist eine Kompetenz. Und die lässt sich trainieren.
„Vom Kommunikationsstil her ist es bei uns insofern schwierig, dass vieles sehr inoffiziell verläuft, oft im Vier-Augen- Gespräch oder mal kurz beim Telefonieren. Aber die anderen wissen es dann eben nicht und sind nicht alle auf demselben Wissensstand. Da sind keine Standards da, das fällt mir dann schwer. Ich darf das dann so weitergeben an die anderen, aber ich habe nichts Schriftliches. Das macht es sehr schwierig.“
– Markus, Facharzt für Anästhesiologie, 43 Jahre
„Ich fände es schon hilfreich, wenn solche Team-Meetings gemacht werden. Einfach, um auch mal die Herausforderungen und psychischen Belastungen anzusprechen, um dann eben im Team nach Lösungen suchen zu können. Ich glaube sehr, dass das hilfreich sein kann.“
– Anne, Studentische Aushilfskraft auf der COVID-Intensivstation, 19 Jahre
➡️ Struktur durch regelmäßige Meetings
Regelmäßige Meetings ob in Form kurzer täglicher Absprachen (z. B. Huddles) oder längerer Teamrunden schaffen Struktur und halten alle Beteiligten auf dem gleichen Wissensstand. So lassen sich Missverständnisse im Stationsalltag gezielt vermeiden.
Darüber hinaus bieten sie einen verlässlichen Rahmen, um Anliegen offen anzusprechen auch jenseits der reinen Arbeitsorganisation. Gerade im Umgang mit belastenden Situationen kann dieser Austausch helfen, gemeinsame Lösungen zu finden und ein besseres Verständnis füreinander zu entwickeln.
Denn oft steckt hinter einer Äußerung mehr: persönliche Anspannung, ein Appell oder ein Beziehungsaspekt. Regelmäßiger Dialog schafft Raum, solche Botschaften wahrzunehmen und empathisch darauf einzugehen.
„Wir haben jetzt eine tägliche OP-Plan-Besprechung über Teams. Da wird der nächste Tag besprochen und geklärt, wer bereit ist, was zu schieben oder nach hinten zu gehen. Das ist kooperativer geworden, vorher hat jeder gesagt: Ich hab meinen Saal, da plane ich rein was ich will. Das ist besser geworden, ganz klar. Aber die Konflikte treten da auch stärker zu Tage, weil sie da auf dem Tisch liegen und die Partner gezwungen werden, sich miteinander auseinanderzusetzen.“
– Markus, Facharzt für Anästhesiologie, 43 Jahre
Die aktive Bereitschaft zu kommunizieren, löst Probleme nicht in Luft auf. Denn auch in einem vorgesehenen Rahmen für Kommunikation treffen die verschiedenen Akteur:innen mit ihren vielschichtigen Botschaften aufeinander. Aber nur wenn Konflikte offengelegt werden, kann auch an ihnen gearbeitet werden. Letztendlich zahlt es sich aus.
Quelle:
https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-kommunikationsquadrat