Organisation der Stationsarbeit

Während wir viele gesundheitsfördernde Faktoren selbst beeinflussen können, etwa ausreichend Schlaf oder eine ausgewogene Ernährung, ist die Situation im Stationsalltag oft komplexer. Hier treffen verschiedene Interessen und Bedürfnisse von Patient:innen, Kolleg:innen und Vorgesetzten aufeinander.

Gerade in stressreichen Phasen ist eine gute Organisation der Stationsarbeit entscheidend. Sie kann helfen, Belastungen zu reduzieren und das mentale Wohlbefinden im Team zu stärken.

Aus der Praxis haben wir einige erprobte Ansätze gesammelt, wie eine gelungene Balance zwischen Anforderungen und Gesundheit im Arbeitsalltag gelingen kann:

Strukturierte Übergaben zwischen den Schichten

Damit bei Schichtwechseln keine wichtigen Informationen verloren gehen, lohnt es sich, Übergaben nach einem festen Schema zu strukturieren. In einer Klinik hat sich dabei folgende Reihenfolge bewährt,  mit spürbar weniger Informationsverlust:

Basisinformationen: Name, Alter, Diagnose, akute Probleme
Anschließend nach Organsystemen:

  • Neurologie: Bewusstseinszustand, Schmerz

  • Pulmo: Sauerstoffsättigung, Beatmungssituation

  • Cardio: Herzfrequenz, Rhythmus, Blutdruck

  • Gastroenterologie: Ernährung, Ausscheidung

  • Nephrologie: Bilanz, Urinausscheidung

  • Infektiologie: Temperatur, Antibiotikatherapie

  • Gerinnung: Blutungszeichen, Antikoagulation

  • Ethik: Patientenverfügung, Reanimationsstatus, Intubation

Diese klare Struktur hilft, auch in stressigen Momenten den Überblick zu behalten und wichtige Details nicht zu übersehen.

Auch das Team nicht vergessen

Neben dem Patient:innenstatus kann es entlastend wirken, wenn zu Beginn oder Ende der Übergabe auch das eigene Befinden kurz eingebracht wird. Das kann ganz unkompliziert geschehen z. B. durch ein kurzes Blitzlicht mit einem Wort oder durch eine Geste (Daumen hoch/runter, Körpersprache).

Kurz-Treffen im Team „Huddle“

Angelehnt an die kurzen Team-Meetings im American Football, den sogenannten „Huddles“, zeigt sich auch im Klinikalltag: Es wirkt positiv, wenn das gesamte Team regelmäßig kurz „die Köpfe zusammensteckt“.

In einem strukturierten, interprofessionellen Huddle werden zu Beginn der Schicht zentrale Punkte besprochen z. B. Tagesanforderungen, aktuelle Herausforderungen, verfügbare Kapazitäten und besondere Situationen auf Station.

Solche kurzen Besprechungen verbessern nicht nur den Informationsfluss, sondern stärken auch das Teamgefühl und die gemeinsame Verantwortung für den Tag.

Damit das gelingt, sollten alle diensthabenden Berufsgruppen teilnehmen, Pflege, Ärzt:innen, Physiotherapie u. a. und ein fester Zeitpunkt pro Schicht etabliert werden, der verbindlich eingehalten wird.

Typischer Ablauf eines Huddles:

  • Kurze Begrüßung: Ankommen & gegenseitige Wahrnehmung

  • Personalüberblick: Wer ist heute im Dienst? Gibt es Ausfälle oder Vertretungen?

  • Stationsspezifisches: Aktuelle Themen wie Bettenbelegung, besondere Patient:innenanliegen, organisatorische Hinweise

  • Offener Austausch: Raum für Rückfragen, kurze Absprachen & ein kurzer menschlicher Moment im Team

„Ziel ist es, den Informationsfluss zu verbessern und Ruhe auf die Station reinzubringen und dass man nicht dauernd irgendjemandem hinterher rennen muss…“
– Markus, Intensivpfleger, 45 Jahre

Organisation der Visite: Nutzung einer Patiententafel und Einbezug der Pflegekräfte

„Das war gerade den jungen Mitarbeitern sehr wichtig, dass sie gehört werden, denn wir stehen ja acht Stunden am Patienten und haben viele Dinge beizutragen. Das hat früher nicht so interessiert, jetzt wird es wahrgenommen und wird als gut wahrgenommen.“
– Petra, Intensivpflegerin, 35 Jahre

Visiten als Chance für Kommunikation & Wertschätzung

Visiten gehören zum festen Bestandteil des Stationsalltags. Wenn Pflegekräfte aktiv in die Visite einbezogen werden, profitieren nicht nur der Informationsfluss, sondern auch das gegenseitige Verständnis und die Wertschätzung im interprofessionellen Team.

Ein hilfreiches Mittel zur Strukturierung ist das Anbringen einer Patient:innentafel im Zimmer. Diese Tafel enthält tagesaktuelle Informationen wie:

  • Namen der betreuenden Pflegekraft und der zuständigen Ärzt:innen

  • anstehende Untersuchungen oder Termine

  • individuelle Wünsche oder Hinweise der Patient:innen

So werden die Visiten übersichtlicher, transparenter und die Behandlung kann gezielter auf die Bedürfnisse der Patient:innen abgestimmt werden.

Abschalten auf Station: Einrichtung eines Pausenraums

„Neben dem Tisch, an dem wir Pause gemacht haben und gegessen haben, stand das Regal mit den Leichensäcken.“
– Thomas, Pflegefachkraft, 53 Jahre

Eine Vielzahl an Studien belegt, dass regelmäßige Pausen die Arbeitsleistung steigern und es für unsere Konzentration nicht möglich ist, 8 Stunden dieselbe Höchstleistung zu erbringen. Jedoch ist es auf Station selten möglich, die Beine an der frischen Luft zu vertreten. Daher ist es hilfreich, wenn man einen Erholungsraum in der Nähe der Station hat. Beispielsweise kann der Raum mit einer Liege oder einem gemütlichen Sessel ausgestattet sein, um auch den Beinen und Füßen einmal eine Pause zu gönnen. Pflanzen versorgen uns mit sauerstoffreicher Luft und sorgen für eine Wohlfühl-Atmosphäre. Zusätzlich können noch Getränke, wie Tee und Wasser, und ein kleiner Obstkorb bereitgestellt werden. Solch ein Raum würde sich auch sehr gut für die Durchführung von kurzen Übungen zur Achtsamkeit eignen.

Neben den beschriebenen Möglichkeiten, die Stationsarbeit zu organisieren, kommt es aber auch immer auf die passende Kommunikation im Team und im Krankenhaus an.